Pfarrei Zimmern
Zimmern St. Michael so finden sie uns
Klein ist der Ort ZIMMERN geblieben und doch trug das ganze Dekanat seinen Namen, sogar der große Markt Tann war ursprünglich Filiale von Zimmern und wurde „excurrendo pastoriert“ und konnte sich erst 1849 zur eigenen Pfarrei erheben.
Unter dem Patronat der Grafen von Leonberg wurde einst „Cymern“ bedeutend, am 20. Juli 1316 an die Deutschordenskommende in Gangkofen übergeben. Noch zeugt in den weitläufigen Sälen des großen, barocken Ökonomiepfarrhofes allenthalben das Deutschordenskreuz von dieser Vergangenheit, noch gehört zur Pfründestiftung beträchtlicher Grundbesitz, doch der alte, feuchte Pfarrhof steht heute leer, der Pfarrer wohnt in Tann und der Dekanatsname Zimmern wurde ausgelöscht.
In ältester Zeit gehörte Zimmern zur Urpfarrei Stammham am Inn, doch statteten die Leonberger Grafen das Pfarrgut Zimmern mit 164 Tagwerk Grund aus und erreichten vom Salzburger Erzbischof die Errichtung als eigene Pfarrei, über die sie sich das Vogteirecht sicherten. 1315 ist „Chunrad der Schreiber“ als Pfarrer erwähnt, ein alter Grabstein in der Kirche nennt 1422 „Fridreich stegmayr kirchherr des Goczhaws zw Zymern“ und eine Urkunde von 1485 „Her Hainrich gerstaffer di zeit vicary zw zimmern“.
Mit bayrischer Gemütlichkeit ragt der wohlgeformte Kirchturm mit seiner schönen Zwiebel über die Hausdächer und hohen Kastanienbäume, nach dem Krieg musste er wegen Baufälligkeit abgetragen werden, wurde aber originalgetreu wieder errichtet.
In alten Zeiten waren die beiden Ritterpatrone Vitus und der Erzengel Michael die Schutzheiligen der Kirche, wohl ein Kennzeichen, dass es eine Eigenkirche eines Edelgeschlechtes war. Die älteste Urkunde von 1280 nennt dazu auch den Ritter Georg. Im ausgehenden 15. Jahrhundert wurde der spätgotische Kirchenbau erstellt, das Presbyterium jedoch schon im 14. Jahrhundert. An das vierjochige Langhaus schließt sich begleitend an der Nordseite eine fünfjochige Seitenkapelle, der Chor besitzt ein Rippenkreuzgewölbe mit Kappenschluß. Der Sechsrautenstern als Gewölbefiguration verweist uns wieder auf den „Meister von Taubenbach“. Der Hochaltar im Spätrokoko um 1760 – 70 mit Säulen, Muschelwerk und geschweiftem Volutenaufsatz zeigt im Bild Michaels Kampf mit dem Teufel, seitlich St. Vitus und St. Florian. Kostbarstes Stück aber ist die beschwingte Immaculata im Altar an der Nordwand, ein Werk des Münchner Hofbildhauers Johann Baptist Straub; die Kreuzigungsgruppe in der Vorhalle lässt an Johann Peter Schwanthaler d. Ä. (1720 – 95) denken (vgl. Tabernakel von Ried OÖ). Leider wurde der achtseitige Taufstein aus rotem Marmor zerstört.